Häufig werden wir gefragt, wann Fohlenhufe zum ersten Mal bearbeitet werden sollten.

Die Meinungen darüber gehen weit auseinander und die Situationen und Hufe sind sehr unterschiedlich.

Fest steht aber, dass die Hufe des Fohlens von anfang an unter fachkundiger Beobachtung stehen sollten um evt gleich eingreifen zu können. Es ist ratsam, dass alle 4 Wochen ein Fachmann (oder eine Fachfrau :-)) unter die Hufe des kleinen Pferdes schaut. Eventuell nötige Korrekturen sind dann schnell gemacht und das Fohlen wird in seiner noch mangelnden Geduld, stillzustehen, nicht allzu sehr strapaziert.

Wenn möglich lassen sie die Hufe der Mutterstute bald nach der Geburt machen (wenn das Fohlen 3-4 Wochen alt ist). Das Fohlen hat dann die Möglichkeit, den Hufpfleger im wahrsten Sinne des Wortes zu beschnuppern und zu untersuchen und es sieht, dass Mama sich alles ruhig gefallen lässt. Die fremden Gerüche und Geräusche sind so erstmal unbedrohlich und das junge Tier kann sich ohne Zwang und ohne irgendeine Erwartung seitens der Menschen alles anschauen. Mich haben schon einige Fohlen angekaut, aber dass die kleinen Tiere nachher Vertrauen zu mir haben ist mir durchaus etwas Fohlensabber im Haar wert.

Während Mama Jane sich bei der Pediküre entspannt, macht Tochter Jamie (6 Wochen alt) ein Nickerchen in der Sonne...

.... sie war aber auch sooooooo müde! Weder meine Anwesenheit noch die meines Hundes störten sie. Wir konnten sogar ihre kleinen Babyhufe fotografieren und dazu ihre Beine auseinanderlegen ohne dass sie Angst bekam. 

Beachten Sie die kurze, aber etwas schräge Trachte und die "Senke" in der Seitenwand. Diese Erscheinungen finden wir auch bei Hufen erwachsener, wildlebender Pferde.

Sehen Sie die hellen Spuren am Strahl und der Trachte? Hier hat der Huf Bodenkontakt. Der Strahl trägt also gut mit, gerade für Fohlen ist das wichtig, damit sich das Strahlkissen entsprechend festigen kann und der Strahl/Ballenbereich fest und breit wird. 

Nicht schön zurechtgefeilt oder -geschnitten aber rundum gesund und voll in Entwicklung begriffen. Dass der Strahl etwas zerfleddert aussieht liegt daran, dass das Strahlhorn, mit dem das Fohlen auf die Welt kommt, den Böden nicht gewachsen ist. Die neue Strahlschicht wird wunderbar stabil werden und prima aussehen. Ich plädiere dafür, das Strahlhorn bei Fohlen möglichst unangetastet zu lassen, da sonst der Bodenkontakt des Strahls unterbrochen wird, was für die Entwicklung fatale Folgen haben kann. Damit keine Strahlfäule entsteht braucht es natürlich eine saubere Haltung,  - aber die braucht sowieso jedes Pferd!

Bei Jamies 4 Wochen altem Halbbruder Kestrel sehen Sie, worauf bei Fohlehufen das Hauptaugenmerk liegt: das Bein über dem Huf wächst extrem schnell - nicht nur in die Länge, sondern auch im Umfang. Die Hufkapsel hat schnell die Tendenz, unten kleiner zu sein als oben am Kronrand, wo sie nachwächst. Daher ist es wichtig, dass Fohlen viel festen Boden und stets kurze Hufe haben, damit kein Zwanghuf entsteht. Kestrel wird als Highlandpony keine Neigung dazu haben, harthufigere Rassen wie Araber oder Spanier sind davon eher betroffen.

Wenn die Fohlenhufe zum ersten Mal angeschaut oder geraspelt werden sollen, üben Sie vorher vor allem das Anfassen der Fohlenbeine. Die meiste Zappelei entsteht, weil die Fohlen es unangenehm finden, sich an den Hinterbeinen anfassen zu lassen. Die Hufe zu heben ist bei so einem kleinen, leichten Tier weniger das Problem. Oft kann man die Fohlen einfach etwas "umarmen" um ihnen Halt zu geben. 

Dieses kleine Isländermädchen findet für die erste Hufbearbeitung etwas Halt und Stütze in meiner freundlichen (!) Umarmung. Keine Gewalt anwenden, nur Stütze und eine Grenze bieten. 

Hier zeigt die kleine Maus ein ganz pferdetypisches und besonders fohlentypisches Verhalten: sie knabbert diese komische Wesen einfach mal an. Nicht bestrafen! Woher soll die kleine Maus wissen, dass Menschen eine so dünne Haut haben dass dies schmerzhaft ist? Sanft wegdirigieren oder hoffen dass Arnulf abtaucht.... Später wird die kleine Maus begreifen, dass Menschen das nicht wollen. Jetzt ist sie mit der Hufpflege total beschäftigt.

Beachten Sie, das MEIN Fuß unter IHREM Schwerpunkt steht. Sie hing ganz schön auf mir drauf. Arnulf zieht ihr das Bein nicht so weit raus, sie hält es selbst dort hin (und bringt sich damit unwissentlich aus dem Gleichgewicht). Aber wir konnten ihr schön die Hufe machen - und übrigens: Dank fleißigem Üben von Besitzerseite stand sie beim nächsten Mal absolut perfekt!

Suchen Sie sich aber natürlich auf jeden Fall einen Hufbearbeiter, der die Ruhe weg hat und machen Sie sich und ihm keinen Druck. Wenn die Hufe nicht alle auf einmal gemacht werden können, machen Sie einen neuen Termin nach ein oder zwei Wochen. Lieber anfangs nur wenige Raspelstriche machen, dafür aber in Ruhe und ohne Streß.

Und Mama steht natürlich die ganze Zeit so nah wie möglich dabei!

Wenn Ihr Fohlen Fehlstellungen hat, lassen Sie diese unbedingt sofort tierärztlich untersuchen. Das Fundament Ihres Fohlens ist unbezahlbar!!